- Ausgangslage
- Todesfälle pro Quartal - Ländervergleich
- Todesfälle pro Woche - Ländervergleich
- Deutschland pro Quartal - bundesländerweise
- Deutschland pro Woche - Ost - West
- Österreich pro Quartal - Bundesländer
- Österreich pro Woche - Bundesländer
- Übersterblichkeit - was ist das eigentlich
- Datenquellen
Ausgangslage
In der Öffentlichkeit - insbesondere in Deutschland - gibt es immer wieder Diskussionen zur Frage, ob COVID-19 zu mehr Todesfällen als in den Jahren vor dieser Pandemie geführt hat.
Wir sehen uns daher den Verlauf der Zahl der Sterbefälle in mehreren Ländern, nämlich Deutschland, Österreich und der Schweiz, an.
Eine frühere Fassung dieser Analyse enthielt auch Schweden. Ich wurde aber darauf aufmerksam gemacht, dass die Todesfallzahlen in Schweden unvollständig sind, daher kommt Schweden in der aktuellen Fassung des Berichts nicht mehr vor.
Je nach Gliederung der Daten (quartalsweise oder wochenweise) sind verschiedene Aspekte der Entwicklung besser erkennbar.
In weiteren Abschnitten gliedern wir die Daten in Deutschland zusätzlich nach Bundesländern (bzw. gröber nach Ost und West) und in Österreich nach Bundesländern.
Da die Altersstruktur sowohl zwischen den einzelnen Ländern als auch innerhalb von Deutschland und Österreich deutliche Unterschiede aufweist, berechnen wir auch bereinigte Sterbefallzahlen mit jeweils gleicher Altersstruktur. Die Zeitreihen sind verschieden lang. Die Daten aus Deutschland und der Schweiz reichen nur bis 2022.
Todesfälle pro Quartal - Ländervergleich
Die Unterschiede zwischen den untersuchten Ländern sind beträchtlich. Deutschland hat die höchsten Sterbefallzahlen, die Schweiz die niedrigsten.
Wir erkennen die ausgeprägte Saisonalität der Zahlen bis Ende 2019. Jeweils im 1. Quartal eines Jahres sind die Zahlen deutlich höher als in den restlichen Quartalen. Die Zahlen im 4. Quartal 2020 höher als in den 4. Quartalen der anderen Jahre.
In Deutschland sind außerdem die Zahlen in allen Quartalen ab dem 4. Quartal 2020 höher als davor, in Österreich gilt das ab dem 4. Quartal 2021.
In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist die Zahl der Todesfälle im 4. Quartal 2020 am höchsten.
Eine Besonderheit der Daten liegt darin, dass das 4. Quartal in den Jahren 2015 und 2020 14 Wochen (statt 13 wie in allen anderen Quartalen) umfasst.
Todesfälle pro Quartal quartalsbereinigt - Ländervergleich
Bereinigen wir diese „Überlänge”, indem wir die Sterbefallzahlen in
diesen beiden Quartalen um den Faktor \(\frac{13}{14}=0,93\)
abwerten,
dann erhalten wir die folgende Grafik:
Der Gesamteindruck ändert sich durch diese Bereinigung nicht wesentlich. Die besonders hohen Zahlen im 4. Quartal 2020 werden durch die Korrektur nach unten etwas kleiner, sie bleiben aber auffällig hoch.
Die Grafik zeigt auch, warum manche Analysen behaupten, dass es (betrachtet man den Zeitraum bis 2021) in Deutschland kaum Übersterblichkeit gegeben habe. Bei quartalsweiser Betrachtung sieht man, dass im 4. Quartal 2020 und im 1. Quartal 2021 in Deutschland die Zahlen etwa gleich hoch waren.
Betrachtet man ganze Kalenderjahre, dann wird die „Welle” um die Jahreswende 2020/21 auf 2 Kalenderjahre aufgeteilt und somit in den Sterbefallzahlen für ganze Kalenderjahre weniger deutlich sichtbar.
Unterschiede in der Altersstruktur
Wenn verschiedene Länder verschiedene Zusammensetzungen der Altersstruktur haben, dann hat das Auswirkungen auf die Sterblichkeit. Deswegen sehen wir uns den Zeitverlauf der Altersstruktur in den untersuchten Ländern an.
Die Grafik zeigt, dass Deutschland einen deutlich höheren Anteil an älteren Personen (Alter >= 55) hat. Sterbefallzahlen sind in diesen Altersgruppen höher, daher ist auch die Gesamtsterblichkeit höher.
Wir berechnen deshalb bereinigte Sterbefallzahlen. Dazu verwenden wir in alle Ländern altersspezifische Sterbefallzahlen und eine gemeinsame Altersstruktur.
Als Altersstruktur verwenden wir die von Deutschland vom Jahresanfang 2022.
Wir berechnen also die Sterbefallzahlen, die man erhielte, wenn alle Länder seit 2010 dieselbe Altersstruktur aufwiesen wie Deutschland zu Jahrensanfang 2022.
Todesfälle pro Quartal altersbereinigt - Ländervergleich
Auch in dieser Grafik sind die beiden Quartale mit jeweils 14 Wochen um die Wochenzahl bereinigt.
Nach dieser Umrechnung auf eine gemeinsame Altersstruktur verringern sich die Unterschiede zwischen Deutschland und Österreich deutlich. In beiden Ländern sind die Sterbefallzahlen ab dem 4. Quartal 2021 durchgehend höher als in den Quartalen ab Anfang 2017.
In der Schweiz kommt es im 4. Quartal 2020 zu einer ausgeprägten Häufung von Todesfällen, danach sind die Zahlen etwas höher als in den entsprechenden Quartalen ab 2017.
Todesfälle pro Woche - Ländervergleich
Die Auswirkungen des wellenförmigen Verlaufs der COVID-19-Pandemie und anderer saisonaler Erkrankungen erkennt man besser, wenn man die wöchentlichen Zahlen darstellt.
Da die Wellen oft die Höhepunkte um die Jahreswende haben, betrachten wir Einjahresperioden, die jeweils mit Kalenderwoche 27 beginnen.
Diese und die folgenden Liniengrafiken sind interaktiv. Führt man den Mauszeiger auf eine der Kurven, dann werden diese Kurve und die entsprechenden Kurven in den anderen Ländern hervorgehoben.
In Deutschland sehen wir in den Kalenderwochen 10-15 in mehreren Jahren vor COVID-19 deutliche Spitzen, vermutlich Influenza-Wellen. In den anderen Ländern sind diese Wellen bei weitem nicht gleich stark ausgeprägt.
Der Verlauf der COVID-19-Wellen ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz ähnlich. Um die Jahreswenden 2020/21 und 2021/22 kam es zu deutlichen Steigerungen der Sterbefallzahlen. Dabei war die Welle 2020/21 in der Schweiz ausgeprägter als in den anderen beiden Ländern. Die Welle 2020/21 war in Deutschland im Vergleich zu Österreich verzögert. In Deutschland fiel sie je ungefähr zur Hälfte ins 4. Quartal 2020 und ins 1. Quartal 2021, in Österreich waren die Zahlen vor allem vor der Jahreswende hoch.
In der Schweiz gab es deutlich erhöhte Sterbefallzahlen in den Wochen 10-15 des Jahres 2020. Diese Wellen waren in Deutschland und in Österreich kaum zu beobachten.
Todesfälle pro Woche - Österreich
Hier die Grafik der wöchentlichen Sterbefälle nur in Österreich:
In der Kalenderwoche 45 des Jahres 2023 gibt es ähnlich viele Todesfälle wie in derselben Kalenderwoche des Jahre 2022. Mehr Todesfälle in dieser Kalenderwoche gab es nur in den Jahren 2020 und 2021.
Todesfälle pro Woche altersbereinigt - Ländervergleich
Die altersbereinigten Sterbefallzahlen führen zu denselben Folgerungen wie die unbereingten.
Todesfälle pro Woche - Österreich altersbereinigt
In dieser Grafik wird die Zahl der Todesfälle ausnahmsweise mit der Altersstruktur von Österreich 2022 berechnet.
Deutschland pro Quartal - bundesländerweise
Wir untersuchen jetzt die quartalsweisen Sterbefälle in den einzelnen Bundesländern Deutschlands.
Zunächst stellen wir die unbereingten Zahlen dar und unterscheiden die Bundesländer im Osten und im Westen farblich.
Wir sehen ausgeprägte Unterschiede in der Entwicklung zwischen den Bundesländern im Osten und im Westen.
Ein einziges westliches Bundesland - das Saarland - hat eine mit den östlichen Bundesländern vergleichbare Entwicklung.
Altersstruktur bundesländerweise
Um zu klären, ob die Unterschiede bei den Sterbefallzahlen auf unterschiedliche Altersstruktur in den Bundesländern zurückzuführen sind, sehen wir uns das genauer an.
Die Bundesländer im Osten haben merkbar höhere Anteile in den älteren Altersgruppen.
Deutschland Altersstruktur - Ost - West
Wenn wir die Bundesländer im Osten und im Westen zusammenfassen, dann erhalten wir folgende Altersstrukturen:
Der Anteil der älteren Bevölkerung ist im Osten insgesamt deutlich höher als im Westen.
Deutschland pro Quartal altersbereinigt - bundesländerweise
Der Verlauf der altersbereinigten Sterbefallzahlen (Altersstruktur Deutschland Jahresbeginn 2022) in den einzelnen Bundesländern sieht so aus:
Auch bei den altersbereingten Zahlen sind die Werte im Osten deutlich höher als im Westen, allerdings sind die Unterschiede geringer als bei den unbereinigten Zahlen.
Deutschland pro Quartal - Ost - West
Wir fassen jetzt die Bundesländer im Osten und im Westen zusammen.
Die Grafik zeigt dramatische Unterschiede bei den quartalsweisen Sterbefallzahlen zwischen Ost und West.
Deutschland pro Quartal altersbereinigt - Ost - West
Auch nach der Altersbereinigung gibt es bei den Todefällen deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern im Osten und im Westen.
Die folgende Grafik stellt die Sterbefallzahlen im Osten und im Westen bereinigt auf die Altersstruktur ganz Deutschlands zu Jahresbeginn 2022 dar.
Auch mit Altersbereinigung sind die Unterschiede zwischen Ost und West auffällig.
Die COVID-19-Welle ab dem 4. Quartal 2020 zeigt im Osten deutlich stärkere Folgen als im Westen. Die Gründe dafür näher zu untersuchen wäre wohl ein lohnendes Forschungsthema.
Deutschland pro Woche - Ost - West
Die unbereinigten wöchentlichen Sterbefallzahlen getrennt in Ost und West zeigt folgende Grafik:
Deutschland pro Woche altersbereinigt - Ost - West
Die bereinigten wöchentlichen Sterbefallzahlen (Altersstruktur Deutschland Anfang 2022) getrennt in Ost und West zeigt folgende Grafik:
Sowohl die unbereinigten als auch die altersbereinigten Kurven zeigen, dass die Zahl der Sterbefälle während der COVID-19-Pandemie im Osten deutlich stärker gestiegen ist als im Westen.
Österreich pro Quartal - Bundesländer
Die altersunbereinigten aber wochenzahlkorrigierten Sterbefallzahlen der einzelnen Bundesländer zeigt folgende Grafik:
Wir sehen große Unterschiede zwischen den Bundesländern. Das Burgenland, Kärnten, Niederösterreich und die Steiermark haben deutlich höhere Sterbefallzahlen als die übrigen Bundesländer.
Die auffälligste Erhöhung der Sterbefallzahlen zeigt sich im 4. Quartal 2020 in Kärnten und in der Steiermark. Etwas geringer ausgeprägt aber immer noch deutlich merkbar ist der Effekt in Oberösterreich. Auch in den Quartalen danach sind die Zahlen in diesen Bundesländer erhöht.
Altersstruktur bundesländerweise
Um von unterschiedlicher Altersstruktur verursachte Unterschiede der Sterbefallzahlen zu erkennen untersuchen wir die Altersstruktur in den einzelnen Bundesländern.
Der Anteil der älteren Bevölkerung (Alter >= 55) variiert zwischen den Bundesländern stark. Das Burgenland hat den höchsten und Wien den niedrigsten Anteil.
Österreich altersbereinigt - Bundesländer
Die altersbereinigten Sterbefallzahlen der Bundesländer (Altersstruktur Österreich Anfang 2022) sehen so aus:
Die altersbereinigten Zahlen zeigen kleiner Unterschiede zwischen den Bundesländern als die unbereinigten.
In allen Bundesländern sind ab 4. Quartal 2021 erhöhte Sterbefallzahlen feststellbar.
Österreich pro Woche - Bundesländer
Die wöchentlichen unbereinigten Sterbefallzahlen der einzelne Bundesländer zeigt folgende Grafik:
Wir sehen deutlich die ausgeprägten Spitzenwerte vor der Jahreswende 2020/21 in Kärnten und der Steiermark.
Österreich pro Woche altersbereinigt - Bundesländer
Die wöchentlichen altersbereinigten Sterbefallzahlen (Altersstruktur Österreich Anfang 2022) der einzelnen Bundesländer zeigt folgende Grafik:
Der Verlauf der altersbereinigten wöchentlichen Sterbefallzahlen unterscheidet sich nicht wesentlich von den unbereinigten Zahlen.
Bemerkenswert ist, dass die Zahlen in Wien merkbar weniger Schwankungen zeigen als die Zahlen in den anderen Bundesländern.
Übersterblichkeit - was ist das eigentlich
Ein Wert für Übersterblichkeit wird meist errechnet, in dem man zunächst einen Bezugszeitraum von mehreren Jahren festlegt und die mittleren Sterbefallzahlen für diese Zeitraum berechnet. Danach vergleicht man die Sterbefallzahlen späterer Zeiträume mit diesen gemittelten Zahlen.
Nimmt man als Bezugszeitraum 2015-2019 und berechnet man die mittleren Sterbefallzahlen (pro Mio), dann ergibt sich folgenses Bild.
Es fällt auf, dass die Sterbefallzahlen in Österreich im 4. Quartal 2016 deutlich höher sind als in den anderen beiden Ländern.
Im 1. Quartal zeigt sich in allen Ländern höhere Sterblichkeit (das ist das Quartal, in dem es oft zu Grippewellen kommt).
In der Schweiz war die Sterblichkeit im 1. Quartal 2015 deutlich erhöht.
Wenn man also die Periode 2015-2019 als Vergleichszeitraum wählt, dann bekommt man für Österreich als Mittelwert der entsprechenden Perioden eine erhöhte „Normalsterblichkeit“ und somit eine leichte Verzerrung der Übersterblichkeit in späteren Perioden nach unten.