In den vergangenen Wochen gab es (von Politiker•innen) mehrere Äußerungen zum Begriff „normal“.
- LH Mikl-Leitner schrieb, dass Sie Politik für „normal Denkende“ machen wolle.
- BK Nehammer meinte, dass „normal“ die politische Mitte bedeute, man wolle sich damit von extremen Ansichten unterscheidbar machen
- BP Van der Bellen wies darauf hin, dass allgemein anerkannten Leistungen von Personen aus Vergangenheit und Gegenwart wohl dadurch zustande gekommen seien, dass diese Personen wohl eben nicht „normal“ waren.
Wie ist das jetzt mit „normal“ und in der Mitte liegen?
In der Wissenschaft fordern die Politiker von Wissenschafter•innen Spitzenleistungen, also bessere als mittelmäßige Leistungen. Da sollen wir definitiv nicht mittelmäßig oder normal sein.
Ähnliches gilt auch bei internationalen Vergleichsstudien (z.B. PISA und PIAAC). Da ist das Ziel, möglichst gut - also nicht mittelmäßig oder normal - abzuschneiden.
In der Statistik gibt es die Normalverteilung. Die beschreibt, mit welcher Häufigkeitsverteilung bestimmte Merkmale auftreten.
Normal ist da nicht, dass alle Werte in einem eng begrenzten Bereich liegen. Es treten auch extreme Werte nach oben und nach unten auf, und ohne diese Extremwerte wäre es keine Normalverteilung.
Die Normalverteilung hat einen Mittelwert, den würde aber kein•e Statistiker•in) als „normal“ bezeichnen, die Normalverteilung beruht darauf, dass es Abweichungen in beide Richtungen gibt.
Normal ist die Häufigkeitsverteilung der beobachteten Werte, nicht einzelne Werte.
Die große Gefahr, „normal“ - und damit „Mittelmäßigkeit“ - als gesellschaftliche Zielvorstellung vorzugeben, sollten wir tunlichst vermeiden.