Mit Entschließung vom 25. Juli 2022 hat mir Bundespräsident Alexander Van der Bellen das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst verliehen, und am 21. November hat es mir dann Bundesminister Martin Polaschek in einer Feier im Ministerium überreicht.
© bmbwf/Haslinger
So sieht der Orden aus:
© Erich Neuwirth
Ich freue mich darüber sehr.
Der wohl wichtigste und in der Laudatio hervorgehobene Grund für die Auszeichnung war meine tägliche Arbeit zur Aufbereitung der öffentlich verfügbaren COVID-Daten auf der Website covidanalysen.at und auf Twitter (als neuwirthe).
Wie es zu dieser Auszeichnung gekommen ist, ist recht interessant.
Einige Monate nachdem ich mit meinem Blog und meinen Twitter-Postings begann, gab es eine erhebliche Zahl von Twitter-Postings, die meinten, dass ich für meine freiwillige und durchaus aufwändige Arbeit einen Orden verdiene.
Eine dieser Poster war besonders hartnäckig: Frau Sonja Kölbl. Sie schrieb an Bundespräsident Van der Bellen. Die Präsidentschaftskanzlei erkärte ihr, dass der Bundespräsident zwar Orden verleihe, der Antrag dazu aber von einem Ministerium gestellt werden müsse. Er riet ihr, an das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung zu schreiben. Das tat sie auch, und nach einigen Iterationen des Briefverkehrs wurde der Orden tatsächlich beantragt und mir vom Bundespräsidenten verliehen und dann vom Bildungs-, Wissenschafts- und Forschungsminister übergeben.
Ich finde die Tatsachen, dass ich diesen Orden verliehen bekommen habe, aus mehreren Gründen interessant.
Eigentlich bekomme ich den Orden ja dafür, dass ich etwas getan habe, was Aufgabe der Zentralverwaltung wäre: die (nicht allzu vielen und vor allem nicht verbundenen) Daten so aufzubereiten, dass sie möglichst verständlich einem breiten Publikum verschiedene Aspekte der Entwicklung der COVID-Pandemie in Österreich verständlich darzustellen. Das ist - wenn eine Regierung Wert darauf legt, dass eine informierte Bevölkerung ihre Entscheidungen versteht - ja eigentlich die Aufgabe der der Regierung unterstellten Behörden und Körperschaften.
Ich wurde also ausgezeichnet, weil ich Aufgaben der Regierung wahrgenommen und damit der Regierung Arbeit erspart habe.
Meine Ordensverleihung erinnert mich ein bisschen an den Maria-Theresien-Orden.
Der Militär-Maria-Theresien-Orden wurde „für aus eigener Initiative unternommene, erfolgreiche und einen Feldzug wesentlich beeinflussende Waffentaten, die ein Offizier von Ehre hätte ohne Tadel auch unterlassen können“, an Offiziere verliehen.
Nimmt man den martialischen Kontext aus dieser Widmung heraus, dann könnte die Widmung so lauten: der Orden wird für „für aus eigener Initiative unternommene, erfolgreiche Taten, die ein Wissenschafter von Ehre hätte ohne Tadel auch unterlassen können“. Ich finde, diese Formulierung beschreibt das, was ich getan habe und weiterhin tue, recht gut.
Leider sind die Regeln des Maria-Theresien-Ordens denen des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Forschung in einem wesentlichen Aspekt überhaupt nicht ähnlich.
Es gab diesen Orden in verschiedenen Abstufungen, und mit dem war auch eine jährliche Pension verbunden. Die betrug je nach Stufe von 1.500 Gulden (heutiger äquivalenter Werte ungefähr 21.400 €) bis 400 Gulden (heutiges Äquivalent ungefähr 5.800 €). Witwen von Ordenstägern stand die Hälfte dieser Pension bis zu ihrem Ableben zu. Die Pensionen wurden auch nach dem Ende der Monarchie sowohl von der 1. wie auch 2. Republik weiterbezahlt.
Mit dem Tode des Inhabers waren die Insignien rückgabepflichtig. Das ist bei dem mir verliehenen Orden anders, meine Erben dürfen die Insignien behalten. 😉
Weitere Informationen zum Maria-Theresien-Orden findet man in der Wikipedia
Zurück zu einem der Anlässe für den Orden, die COVID-Datenauswertungen.
Ich habe immer wieder in verschiedenen Medien auf die Schwachstellen der Datenlage hingewiesen, etwa im standard von 23. August 2021
oder vom 12. August 2022. Auch in TV- und Radiointerviews bei verschiedenen Sendern habe ich wiederholt auf Probleme bei der Datenlage hingwiesen.
Dass mir trotzdem ein Orden verliehen wird, bedeutet auch, dass die Politik gelegentlich doch Anregungen aus der Zivilgesellschaft aufgreift. Allerdings ist die Verleihung eines Ordens keine Handlung, die politisch aufwändig und mit Risiko verbunden ist.
Dass meine Arbeit schon vor der Ordensverleihung in Medien positiv bewertet wurde merkt man daran, dass mich der standard vom 28.Oktober 2020 zum Kopf des Tages und der Falter vom 4. November 2020 zum Hero der Woche machte.
Der Orden, der mir jetzt verliehen wurde, bedeutet mir deshalb viel, weil er auf zivilgesellschaftliche Initiative zurückgeht, und weil er mir trotz wiederholt geäußerter Kritik an der Organisation der Erhebung und Aufbereitung der COVID-Daten zuerkannt wurde.
Bis heute nutzen die zuständigen staatlichen Stellen meine Expertise in Sachen COVID-Daten nicht, kein Ministerium zieht mich beispielsweise zur Fragen im Zusammenhang mit den COVID-Daten zu Rate.
Wien ist da anders, Bürgermeister Michael Ludwig hat mich in seinen Beraterstab aufgenommen.